WLZ vom 22. Februar 2025
Vortrag: Wie sich eine veränderte Welt auf Pandemien auswirkt
© Foto: Barbara Liese
Korbach – Epidemien und Pandemien begleiten die Menschen schon seit Jahrtausenden und haben die Gesellschaft immer wieder verändert. Der Gott des Alten Testaments schlägt das Volk der Ägypter mit sieben Plagen – und in einer heißt es: „Da bildeten sich an Mensch und Vieh Geschwüre mit aufplatzenden Blasen.“ In den griechischen Mythen schießt Apollon Pestpfeile auf das Volk der Achäer, um es zu vernichten.
Diese Berichte können moderne Immunologen und Virologen sicher nicht überzeugen, doch spätestens die Pest des Mittelalters ist bis heute der Inbegriff aller Seuchen. Und mit ihr beginnt Prof. Dr. Ulrich Steinhoff vom Marburger Institut für medizinische Mikrobiologie seinen Vortrag im Korbacher Bürgerhaus. Eingeladen zu diesem ersten von drei Vorträgen mit Marburger Professoren hatte das VHS-Kulturforum.
In der Regel sei es die Kombination mehrerer Faktoren, die eine Pandemie auslöse, erklärte er. Die Pest, die Mitte des 14. Jahrhunderts nach Europa kam, wurde ausgelöst durch wirtschaftliche Interessen. Es waren die Pelzhändler, die von der Krim mit ihren Schiffen mit Ratten und damit der Pest an Bord in Europa landeten und so kamen gleich noch weitere Faktoren dazu: Bei der Pest handelt es sich um eine sogenannte Zoonose, eine Krankheit, die Tiere auf den Menschen übertragen, sehr schlechte Hygienebedingungen und eine desolate Gesundheitsversorgung.
Prof. Dr. Ulrich Steinhoff führt die rund 30 Besucher durch die Geschichte der Epidemien quer durch die Welt. „Die Spanische Grippe, Lepra, Pocken, Cholera, Ebola, HIV und schließlich auch COVID-19, sie alle haben in unterschiedlichen Variationen die gleichen Ursachen.“ Erläutert der Wissenschaftler „Natürlich sind unsere Hygienebedingungen und unsere Gesundheitsversorgung nicht mehr mit denen der vergangenen Jahre zu vergleichen, die wirtschaftlichen Interessen entwickeln beinahe von Jahr zu Jahr eine neue Dynamik. Wir reisen nicht mehr mit langsamen Schiffen, sondern fliegen in zwanzig Stunden von einem Ende der Welt zum anderen. Unsere Mobilität ist grenzenlos und damit auch die Infektionen“. Lebensräume von Tieren überall in der Welt würden immer mehr eingeschränkt, es käme deshalb zu häufigerem Kontakt von Menschen und Wildtieren und damit zu mehr Zoonosen, nicht zuletzt sei das Klima und der Klimawandel zu einem weiteren Faktor geworden.
Beindruckende Fotos aus dem Kongo und Sudan machen deutlich, warum Ebola, Cholera oder das Dengue-Virus sich dort immer wieder verbreiten können. Andere Länder wie Indien, Indonesien, China, die Philippinen kämpfen vor allem mit der Tuberkulose, die 2023 etwa 1,25 Millionen Todesfälle verursachte. Zwischen all den Informationen konnten immer wieder Fragen gestellt werden, die Prof. Dr. Ulrich Steinhoff ausführlich beantwortete. Zum Ende wussten alle: In unserer beinahe in allen Bereichen vernetzten Welt bleiben Pandemien und Epidemien eine Bedrohung, jede einzelne wird unsere Gesellschaft verändern. Ihre Geschichte ist nicht zu Ende.
Weitere Termine im Rahmen der Vortragsreihe mit Marburger Professoren: Am 11. März „Das Buch erobert den Hof – oder wie die Wahrheit schriftlich wurde“ mit Prof. Dr. Jürgen Wolf und am 11. Mai „Was kann KI und wie gehen wir damit um?“ mit Prof. Dr. Michael Leyer.
BARBARA LIESE
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